Zeitzeugen im Geschichtsunterricht

Geschrieben von: Leben im Dorf am .

Zeitzeuge2012 Bert-WoudstraIm Rahmen dieses Unterrichts besuchte Bert Woudstra, ein 80-jähriger Niederländer mit seiner Gattin die Klasse 10 der Realschule plus in Salz und präsentierte mit bewegenden Worten und eindrucksvollen Bildern 90 Minuten lang seine Erlebnisse der deutschen Besatzung in Holland von 1940 bis 1945. Bert Woudstra ist Nachkomme einer deutschen Jüdin aus dem Westerwaldort Meudt und seines jüdischen Vaters aus Enschede.

Er berichtete, dass am 10. Mai 1940 die deutschen Besatzungstruppen gekommen waren, am 14. September die ersten Bomben auf Enschede fielen, sie im Pass ein „J“ für Jude eintragen lassen mussten. Nach der Reichskristallnacht veränderte sich sein junges Leben und das seiner Eltern dramatisch. Der achtjährige Bert und seine jüdischen Angehörigen durften nicht mehr ins Parks, ins Kino, nicht mehr Rad fahren, nicht mehr Radio hören, sich nicht mehr in Bibliotheken aufhalten. Überall stand „Voor Joden verboden“.

Zeitzeuge2012 Bert-Woudstra

Dann wurden Geschäft und Vermögen seiner Eltern beschlagnahmt, von heute auf morgen besaßen die Woudstras nichts mehr. Mitte September wurden sein Vater und andere jüdische Männer aus der Nachbarschaft bei einer Razzia verhaftet und nach Mauthausen in Österreich gebracht, wo im Verlauf der nächsten sechs Wochen alle Männer - auch Berts Vater - von den Nazis ermordet wurden.

In den Jahren bis zur Befreiung am 1. April 1945 konnte das Kind Bert Woudstra an 10 verschiedenen Orten, in 13 verschiedenen Häusern und Wohnungen, bei unterschiedlichsten Menschen vom Zahnarzt bis zum Pfarrer Unterschlupf finden und vor den Nazis versteckt werden. Von 53 Verwandten sind 24 Personen (44 %) in KZs umgebracht worden.

Seither kämpft Bert Woudstra gegen Rassismus und berichtet als Zeitzeuge davon, wie schrecklich ein Krieg besonders für Kinder ist. Passend dazu aus einem Lied von Konstantin Wecker, das auf der jüdischen Gedenkfeier am Volkstrauertag in Meudt ein Beitrag der Klasse 10 gewesen ist, zum Schluss ein Auszug:

Wenn sie jetzt, ganz unverhohlen, wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen, über Menschenrechte lachen,
wenn sie dann in lauten Tönen saufend ihrer Dummheit frönen,
denn am Deutschen hinterm Tresen muß nun mal die Welt genesen,
dann steh auf und misch dich ein: Sage nein!
Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert - sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein: Sage nein!

foerderer

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