Alte Gassenhauer und Goethes „Erlkönig“ begeisterten in „Eidtsfritze Schauer“
Man hätte die Scheune anbauen müssen, so groß war der Besucherandrang bei der dreizehnten Auflage der Veranstaltung „Seng met un schwätz platt“ in „Eidtfritze Schauer“ in Hundsangen. Neben den gut gelaunten Gästen hatten auch die Protagonisten viel Lust zum Schwätzen und brachten die Vorträge so, wie ihnen der Schnabel gewachsen war. Bürgermeister Klaus Lütkefedder bewies, dass auch er platt schwätzen kann, und begrüßte die Gäste im Saal. Er dankte allen Teilnehmern, Michael Fein für die Bereitstellung der Tontechnik und der Feuerwehr Hundsangen für die Bewirtung der Gäste. Seinen besonderen Dank sprach er Hubert Eidt aus, der immer wieder seine Scheune für die Veranstaltung bereitstellte. Aber nicht nur das, nein auch die Musik lieferte „Eidtsfritze Hubert“ gemeinsam mit Otto Merfels und Wilfried Bingel auf dem Schifferklavier. Das Publikum bedankte sich, in dem es eifrig die alten Lieder und Schlager mitsang.
Den Anfang im Plattschwätzerreigen machte Maria Weidenfeller aus Bilkheim, indem sie das Publikum in ihre Kinder- und Jugendzeit versetzte. Ein Altbekannter in der „Schauer“ ist Seppel Friedrich aus Lindenholzhausen. Mit seinem Freund Helge Klum sang er von der „Runkelroiweroppmaschin“ und erzählte von seiner Kindheit in „Hollese“. Ein Neuling auf der Plattschwätzerbühne war Reinhold Ludwig. Sein Vortrag über das „Duale Studium früher“, – morgens ging man in die Schule und nachmittags aufs Feld – sorgte für viele Kopfnicker im Publikum, von denen viele ähnliches erlebt hatten. Überhaupt die Landwirtschaft von früher bildetet für viele ein Thema, so trug auch Sieglinde Ludwig aus Holler über das „Erbelsfeld“, nostalgische Erkenntnisse aus der Landwirtschaft vor.
Neu bei dieser Veranstaltung war ein Westerwälder Quiz, dass Rita Wörsdörfer aus Salz entworfen hatte. Obererbach, Kuhnhöfen, Dorndorf, Ettinghausen und Salz traten mit je zwei Vertretern an, und stellten sich den Fragen von Moderator Dieter Ehinger. Der las die Fragen in Hochdeutsch vor und die Kandidaten übersetzten auf platt. So antwortete die gebürtige Salzerin Maria Schäfer auf die Frage: „Jemand hört wie ein krabbelndes Ungeziefer mit Erkältungserscheinungen?“ mit „De hiert die Flieh houste!“. Auch sonst war sie sehr schlagkräftig und so war klar, dass Salz als Sieger hervorging, und den ersten Preis vom Kulturförderverein in Empfang nehmen konnte.
Höhere Lyrik lieferte Ulrike Brühl aus Görgeshausen. Sie brachte auswendig und mit reichlich Theatralik untermalt, den „Erlkönig“ von Goethe, mit dem sie weitläufig verwandt sei, auf platt. Da blieb kein Auge trocken. Ebenfalls aus Görgeshausen begeisterte Claudia Kniepe mit „Ebbes“. Aus Heilberscheid erzählte Marie Luise Merz vom „Buxeseggel“ und deren Inhalt. Den Schlusspunkt unter die Plattschwätzer setzte Marvin Hannappel. Der Dreißigjährige Fußballfan kritisierte die Trainigsmethoden seines Vaters, den er häufig schimpfen würde. „Wenn se auer mol gewonne hu, son eisch naut. Da hal eisch et met dem Westerwäller Spruch, net geschannt es gelobt genuch!“
Fotografin: Brinja Marschall