Wallmeroder Modell ist eine Positivspirale

Geschrieben von: Leben im Dorf am .

Zukunftsgestaltung Was die Informationsveranstaltung im Rahmen der Woche der Baukultur den Architekten zu bieten hatte

baukultur-wallmerod-2018-740Mit einem Rundgang durch Teile von Wallmerod endete ganz praktisch eine Informationsveranstaltung im Rahmen der Woche der Baukultur, zu der die Architektenkammer gemeinsam mit der Kreisgruppe Westerwald des Gemeinde- und Städtebundes eingeladen hatte. Das Motto lautete „Innenentwicklung oder Neuerschließung? – Bauland bedarfsgerecht bereitstellen.“

„Das ist ein Thema, mit dem wir immer zu tun haben“, erklärte Kammergruppensprecher Stefan Wild einleitend, bevor Prof. Karl Ziegler (TU Kaiserslautern) Entwicklungsperspektiven im ländlichen Raum analysierte und in puncto Wohnraumbedarf feststellte: „Neues Bauland nicht um jeden Preis.“ Eine Herausforderung sah er in der Spanne zwischen dem Klischeebild, wie Wohnen auf dem Land aussieht (schmuckes Einfamilienhaus im Neubaugebiet), und dem bestehenden Angebot (ältere Bestandsimmobilie im Ort). Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung sei eine zentrale Botschaft, dass in den „Schrumpfungsräumen“ verstärkt die Innenreserven verwertet werden sollten. Auch anhand einer Aufrechnung, was die Erschließung eines Neubaugebietes kostet, zog er den Schluss: „Im Kern spielt die Musik – auch in der Zukunft.“

Einen Weg, diese Maxime umzusetzen, erläuterte VG-Bürgermeister Klaus Lütkefedder anhand des Wallmeroder Modells. Das Förderprogramm „Leben im Dorf – Leben mittendrin“ wurde 2004 ins Leben gerufen. Seitdem konnten insgesamt in der VG Wallmerod und der VG Westerburg bereits 322 Objekte gefördert werden. Unterstützt werden damit Eigentümer beim Sanieren, Modernisieren oder Bauen im Dorfkern. Ziel ist es, der Abwanderung in die Städte oder dem Bauen in Neubaugebieten entgegenzuwirken, sodass die Ortskerne wiederbelebt und gestärkt werden.

Einleitend stellte Lütkefedder die Verbandsgemeinde Wallmerod vor, in der rund 14 800 Einwohner in 21 Ortsgemeinschaften leben. „Hier ist ländlicher Raum pur“, betonte er und ging auf die Entstehungsgeschichte des Modellprojekts ein. Ausgangspunkt waren die Fragen: „Was passiert mit unseren Dörfern, wenn wir weniger und älter werden? Wie schaffen wir Leben im Dorf und erhalten attraktive Dörfer?“ Dazu wurden unterschiedliche Strategien entwickelt, die Lütkefedder vorstellte. Die Stichpunkte lauten: Intakte Ortskerne, zeitgemäße In-frastruktur, aktive Dorfgemeinschaft, kreative Ideen entwickeln und innovative Partner finden.

Seit 2004 wurden in der VG Wallmerod gemäß dem Grundsatz „Innen vor Außen“ keine Neubaugebiete ausgewiesen. Rund 53,7 Millionen Euro private Mittel wurden (mit diesen 322 Objekten) in die Ortskerne investiert. Etwa 70 Prozent der Nutzer des Programms sind Familien mit Kindern. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass 25 Prozent der Nutzer von „Leben im Dorf“ in die VG zugezogen sind.

„Das Ganze ist eine Positivspirale“, betonte Lütkefedder: Bürger würden in den Orten gehalten, neue dazugewonnen, die Attraktivität der Ortskerne erhöht, Alt und Jung wohnen zusammen, die heimische Wirtschaft hat Aufträge erhalten. „Und hinzukommt, dass Kosten für die Infrastruktur, also die Erschließungskosten eines Neubaugebietes, erspart bleiben.“

Mit dem Fazit „Unsere Strategie funktioniert“ leitete Lütkefedder zur Diskussionsrunde über. Dabei ging es auch um weiterführende Fragen, beispielsweise wie man mit den sogenannten Schrottimmobilien im Ort umgehen könne, die in privater Hand seien. Hier empfahl Ziegler den Kommunen, das Instrument der Vorkaufssatzung anzuwenden und setzte auf hartnäckige Überredungskünste.

Beim Rundgang durch Wallmerod bekamen die Tagungsteilnehmer dann einen Eindruck, was es heißt, wenn Objekte gefördert werden: sei es Wohnbaubebauung oder die Infrastruktur „rundherum“. So besichtigten die Teilnehmer beispielsweise auch ein Objekt an der Hauptstraße, wo der Bauhof hinkommen soll, ebenso das alte Forstamt und auch das Areal mit der neu errichteten Apotheke.

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In zwei Gruppen aufgeteilt, marschierten die Teilnehmer der Veranstaltung „Innenentwicklung oder Neuerschließung?“ durch Wallmerod und bekamen dabei einen Eindruck, was das „Wallmeroder Modell“ bedeutet. Foto: Angela Baumeier

Angela Baumeier, Westerwälder Zeitung vom Montag, 25. Juni 2018, Seite 26

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