Flüchtling wird Schreiner

Geschrieben von: Leben im Dorf am .

salz-fluechtling-schreinerDer zwanzigjährige Ajmaljan Malekzai hat schon viel Grausames in seinem Leben erlebt. Darunter die Tötung seiner Familie in Afghanistan, die Flucht im Alter von 12 Jahren aus seiner Heimat über die Türkei, bis er vor 18 Monaten erstmals nach Deutschland, nach München, kam. Weitere Wege führten den jungen Mann, der in seiner Heimat nie eine Schule besucht hat, bis nach Salz, wo er eine kleine Wohnung mit weiteren Flüchtlingen bewohnt.

Wer dem jungen Mann heute in die Augen schaut, entdeckt Freude und einen Ehrgeiz der beispielhaft ist. Nicht nur dass Ajmaljan Malekzai die deutsche Sprache fast perfekt beherrscht, er hat dazu in dieser Woche einen Lehrvertrag zum Schreiner bei der Firma Haas Einrichtungen unterschrieben. Zu der Unterschrift unter dem Lehrvertrag fanden sich zahlreiche Gäste in den Geschäftsräumen der Schreinerei ein, unter ihnen von der Handwerkskammer Koblenz Michael Junglas, die durch Verbandsbürgermeister Klaus Lütkefedder einiges über die Geschichte des jungen Mannes erfuhren.

So war es vor 14 Monaten ein Treffen von Flüchtlingen auf dem Apfelfest der Will und Liselott Masgeik Stiftung. Dort kam bei einem Gespräch heraus, das Ajmaljan Malekzai gerne Schreiner lernen möchte. Spontan wurde eine SMS an den Inhaber der Schreinerei Georg Haas geschickt mit dem Ergebnis, dass schon am nächsten Tag der junge Mann zu einem Praktikum vorbeikommen sollte. „Wir wollten feststellen wie er sich anstellt“ erzählt Geschäftsführer Christian Weber-Laudagé über die ersten Tage. Und alle in der Firma Haas waren verwundert „da will jemand wirklich was“. Nach den ersten beiden Monaten war Ajmaljan Malekzai so weit, dass man ihn mit auf Montage und in der Werkstatt einplante. Und als dann auch noch das Problem Berufsschule aus der Welt geschaffen wurde, war der Weg frei für einen dreijährigen Lehrvertrag.

Als „Patin“ traf nun die Rheinland-Pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke in Salz ein um den Lehrvertrag mit zu unterschreiben. Vor der Unterschrift ließ sie sich durch den jungen Mann durch die Firma führen und den Arbeitsprozess erklären. Auch richtete sie Fragen nach der Zukunft und den Wünschen an Ajmaljan Malekzai. „Heiraten, Kinder haben und später selber Flüchtlingen helfen“ war seine erste Antwort. Er möchte die Kultur in Deutschland kennen lernen da dies jetzt seine Heimat ist „Afghanistan ist Ende“. Lernen war ein weiteres Stichwort. So besucht Amalijan Malekzai gleich mehrere Deutschkurse in der Woche. Und auch wenn er mit Menschen aus Afghanistan zusammen kommt, spricht er deutsch. „Und auch meine Freunde sind Deutsche“.

Die Euphorie musste dann aber Eveline Lemke noch bremsen. So war bei dem jungen Mann die Meinung, dass mit der Unterschrift unter dem Lehrvertrag kein Asylantrag gestellt werden müsste. Dies sei nicht der Fall. Zu den drei Jahren Lehrzeit und weiteren zwei Jahren sei der Verbleib sicher. Daher sei es wichtig schon jetzt den Antrag auf Asyl zu stellen, um möglichst eine positive Entscheidung und einen Verbleib zu erreichen. Wichtig sei es alles aufzuschreiben was Ajmaljan Malekzai in den vergangenen Jahren Grausames erlebt hat „damit nichts vergessen wird in den nächsten Jahren“ und um dies für seinen Asylantrag zu nutzen. Doch die Freude beherrschte dann doch noch den Nachmittag und mit der Unterschrift wurde die Ausbildung zum Schreiner besiegelt. kdh

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