Mobilität für die Generation 55 plus

Geschrieben von: Leben im Dorf am .

Vier Tage, fünf Veranstaltungen, ein Thema. Vom 04. bis 07. Oktober 2015 stand in den Verbandsgemeinden Wallmerod und Westerburg das Thema Mobilität im Fokus. Die beiden Kooperationspartner in der rheinland-pfälzischen Zukunftsinitiative „Starke Kommunen – Starkes Land“ (SKSL) zeigten, dass das Thema viele Facetten hat. Ob der Mobilitätsklassiker eigenes Auto, ehrenamtliche Fahrdienste, Bürgerbus oder Ruftaxi: Bei der Mobilitätswoche für Senioren wurde das Thema Mobilität querbeet betrachtet.

sksl mobilitaet 2015

„Wie schaffen wir es, dass die Menschen in den Verbandsgemeinden Wallmerod und Westerburg möglichst lange und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können?“ Um diese Frage dreht sich alles bei dem Kooperationsprojekt „Lange Leben im Dorf“. Die repräsentative Bürgerumfrage 55 plus, die Ende 2015 zu diesem Thema durchgeführt wurde, zeigt deutlich: Die Mobilität ist das zentrale Thema, das alle Lebensbereiche wie ein roter Faden durchzieht. Wer mobil ist, kann einkaufen, kommt zum Doktor und ist in Sachen Kultur und Co. gut unterwegs. Wer nicht mobil ist, ist gefangen. Im eigenen Ort, sogar in den eigenen vier Wänden. Kontakte zur Außenwelt werden zunehmend zum Problem. Die Vereinsamung lässt grüßen. Das alles hat die Bürgerumfrage 55 plus klar hervorgebracht. Und damit war auch der Auftrag an die Kooperationspartner klar, sich dem Thema Mobilität zu verschreiben. In der Mobilitätswoche für Senioren vom 04. bis 07. Oktober ist das geschehen.

Auftakt am 04.10.2015 in Meudt

Die Gangolfushalle Meudt war schon einige Male Quartier für SKSL-Veranstaltungen. So auch bei dem Auftakt am 04. Oktober. Der Titel „Hier fährt Frau/Mann selbst“ war zugleich Programm. Die Bürgerumfrage 55 plus reiht sich ein in bundesweite Studien: Der Deutschen liebstes Kind ist das eigene Auto. Auch bei der Generation 55 plus. Und weil das so ist, hat die Auftaktveranstaltung gezeigt, wie man möglichst lange mit dem eigenen Auto verkehrssicher unterwegs sein kann. Die Technik von heute bietet viele Raffinessen, die selbst rüstigen Rentnern das Autofahren leichter und sicherer macht. Man muss sie nur kennen. Die Autohäuser Kegler aus Herschbach (Oww.) und Auto Bach aus Westerburg haben Bremsassistent, Einparkhilfe, Rückfahrkamera, Spurhaltesystem und Co. am lebenden Objekt vorgestellt. Hier konnte Mann/Frau im wahrsten Sinne des Wortes einiges „erfahren“. Dem Thema Fahrsicherheit hatte sich der ADAC verschrieben. Wie sitzt man richtig hinter dem Steuer? Montiert man Reifen mit etwas weniger Profiltiefe nach hinten oder vorne? Auf diese und noch viel mehr Fragen hatte der ADAC eine Antwort. Das erlernte Wissen konnte man anschießend bei Fahrlehrer Jürgen Piesnack aus Berod b. W. gleich anwenden und zeigen, wie man mit Tempo 40 eine richtige Gefahrenbremsung hinlegt. Auch in der Gangolfushalle warteten auf die Besucher zahlreiche Vorträge und Aussteller. Die Fahrschulbank konnten auch alte Hasen noch einmal bei den Vorträgen der Fahrschule Ostermann aus Wallmerod drücken. Eine Erste-Hilfe-Auffrischung und eine Fülle von Informationsmaterial hatte das DRK Meudt mitgebracht. Der Malteser Hilfsdienst zeigte mit seinem Alterssimulations-anzug rüstigen Rentnern, wie man sich so mit 85 Jahren fühlt. Einen kostenlosen Augen-Check und Tipps für besseren Durchblick gab es beim Augenoptiker Nilges aus Wallmerod. Das Team der Rathaus-Apotheke Meudt hatte Mittel und Methoden parat, wie man nachlassenden Sinnen auf die Sprünge helfen kann. Und schließlich war auch an diejenigen gedacht, die das Auto schon gegen einen elektronischen Untersatz getauscht haben. Hier war das Sanitätshaus Medipart, Greifenstein ein kompetenter Ansprechpartner.

2. Station Zehnhausen b. W.

Im Dorfgemeinschaftshaus Zehnhausen b. W. gab es am 05. Oktober den erprobten Referenten des Deutschen Verkehrssicherheitsrates Berthold Schwarz gleich im Doppelpack. Um 15:00 und um 19:00 Uhr begeisterte er seine Zuhörer mit dem höchst interessanten und lebhaften Vortrag: „Mobil sein und bleiben bis ins hohe Alter“. Ganz den Wünschen seiner Zuhörer legte er den Schwerpunkt auf die Mobilität als Autofahrer und Fußgänger. Mit kniffligen Fragen zur Vorfahrtsregelung heizte er die grauen Zellen seiner Zuhörer so richtig ein. Egal ob Grünpfeil, Busse mit Warnblinker, Spielstraße und Reißverschlussverfahren - dank Berthold Schwarz sind seine Zuhörer jetzt bestens im Bilde.

3. Station Westerburg

Am 06.10. machte die Mobilitätswoche für Senioren Station in Westerburg. Hier zeigten die Westerburger Heinzelmännchen und die Ortsgemeinde Herschbach (Oww.), dass auch jenseits des eigenen Autos Mobilität möglich ist. Beide betreiben ehrenamtliche Fahrdienste. Eine echte Alternative gerade für die kleineren Dörfer mit ihrer intakten Dorfgemeinschaft. Man kennt sich – man hilft sich. Mit etwas Organisation und Blick auf ein paar Rechtsvorschriften ist ehrenamtlich organisierte Mobilität einfach, flexibel und bürgernah realisierbar.

Das Finale in Wallmerod

Mit dem Schwerpunkt Bürgerbus und Ruftaxi erwartete am 07. Oktober die interessierten Zuhörer im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Wallmerod ein Highlight zum krönenden Abschluss der Mobilitätswoche für Senioren. Wenn Mobilität jenseits des ÖPNV professionell organisiert werden soll, kommt man am Bürgerbus nicht vorbei. Jeder will ihn, kaum einer weiß allerdings, was sich dahinter verbirgt. Vier hochkarätige Referenten waren nach Wallmerod gekommen, um Licht in das Dunkel zu bringen. Ministerialrat Michael Schué vom Ministerium für Inneres, Sport und für Infrastruktur klärte, was ein Bürgerbus im Rechtssinne ist und in welchem rechtlichen Rahmen er sich bewegen kann. Erstaunt waren die Zuhörer, dass schon eine kleine Lösung gefahren werden kann, deren Umsetzung ohne  großen bürokratischen Hemmnisse möglich ist. Aus der Praxis berichteten gleich zwei Referenten, die durch die guten und freundschaftlichen Kontakte mit den anderen SKSL-Modellräumen gerne in Wallmerod Schützenhilfe leisteten. So konnte Bürgermeister Harald Gemmer von der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen von der Erfolgsstory Einrichbus berichten. Dieser ist zusammen mit der dafür geschaffenen Mobilitätszentrale aus dem Leben im Einrich nicht mehr wegzudenken. Mobilität gibt es hier nicht zum Nulltarif. 40.000 € investiert die VG Katzenelnbogen jedes Jahr gerne für die Mobilität ihrer Bürgerinnen und Bürger.

Neu am Start ist der Bürgerbus in der Verbandsgemeinde Meisenheim. Bürgermeister Dietmar Kron zeichnete in seinem Vortrag ein Bild mit Licht und Schatten. Schnell und für die VG Meisenheim kostenneutral konnte der Meisenheimer Bürgerbus Dank eines privaten Dienstleisters an den Start gehen. Schnell wurde in Meisenheim aber auch klar: Die Kundschaft tut sich schwer damit, die zeitliche Flexibilität zu Gunsten des Fahrplans zurückzustellen. „Wenn die Menschen unbedingt um 08:00 Uhr fahren möchten und nicht bis um 08:15 Uhr auf den Bürgerbus warten möchten, hat es der Bürgerbus schwer“, so das Fazit von Bügermeister Dietmar Kron.
 
Andere Wege geht man in der Verbandsgemeinde Rennerod. Helmut Hilpisch von der Verbandsgemeinde Rennerod stellte das Modell Ruftaxi vor. Der Charme liegt darin, dass man bestehende Strukturen nutzt. So hat die VG Rennerod mit vier Taxi- und Mietwagenunternehmern Verträge abgeschlossen. Bei diesen können zuvor nach bestimmten Kriterien registrierte Bürgerinnen und Bürger das Ruftaxi nutzen und brauchen nur die Hälfte des regulären Fahrpreises zu zahlen. Den Rest übernimmt die VG Rennerod. Seit dem Start am 01.08.2015 haben sich schon 85 Personen registrieren lassen. Das eröffnet eine interessante Perspektive.

Abschließend dankte Bürgermeister Klaus Lütkefedder allen, die an der Mobilitätswoche für Senioren vor und hinter den Kulissen mitgewirkt haben. Ein besonderes Dankeschön ging an die Adresse derer, die sich für das Thema interessiert und die Veranstaltungen besucht haben.

foerderer

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